- Seit dem Tag, als Elon Musk bekannt gab, Twitter kaufen zu wollen, sind zwei Jahre vergangen. Damals kĂŒndigte er an, die Plattform in eine Super-App Ă€hnlich wie WeChat verwandeln zu wollen.
. - Nach der Ăbernahme wurde Twitter wesentlichen Ănderungen unterzogen, einschlieĂlich einer Umfirmierung zu X, Entlassungen, einer Umstrukturierung der FĂŒhrungsebene und zahlreichen kontroversen VerĂ€nderungen. Diese Ănderungen haben dazu gefĂŒhrt, dass fĂŒhrende Werbetreibende deren Kampagnen unterbrachen oder sich komplett von der Plattform zurĂŒckgezogen.
. - Die Ernennung von Linda Yaccarino zum CEO signalisierte BemĂŒhungen, das Vertrauen der Werbetreibenden zurĂŒckzugewinnen, auch wenn die prognostizierten Einnahmeverluste besorgniserregend bleiben.
. - X hat neue Funktionen hinzugefĂŒgt, die Werbetreibenden ermöglichen, bestimmte Content Creator fĂŒr ihre Anzeigen auszuwĂ€hlen. Diese Aktualisierungen ermöglichen der Plattform, besser auf die BedĂŒrfnisse der Nutzer einzugehen und dem Ziel, die ultimative Super-App zu werden, nĂ€herzukommen.
. - X ist jedoch auf dem US-amerikanischen Markt mit groĂen Herausforderungen konfrontiert. Dazu zĂ€hlen regulatorische HĂŒrden, datenschutzrechtliche Bedenken der Nutzer, die Konkurrenz durch etablierte Hightech-GröĂen und BeschrĂ€nkungen in bestimmten LĂ€ndern, die die Nutzer dazu zwingt, ein VPN zu verwenden, um auf die Plattform zugreifen zu können.
. - Trotz dieser Herausforderungen könnte X das Potenzial dazu haben, als Super-App die Landschaft der sozialen Netzwerke neu zu gestalten, wenn es regulatorische HĂŒrden ĂŒberwinden und ĂŒberzeugende Alternativen fĂŒr Nutzer und Werbetreibende bieten kann. Wie wĂŒrde eine X-Super-App aussehen?
Zwei Jahre sind bereits vergangen, seit dem Elon Musk am 14. April das Angebot unterbreitet hatte, Twitter fĂŒr 43 Mrd. USD zu akquirieren. Eine Entscheidung, die zu jeder Menge Diskussionen und Spekulationen gefĂŒhrt hat. Musk hatte GroĂes vor: die Plattform, jetzt bekannt als X, in eine Super-App zu verwandeln.Â
Das Ziel, X von einem sozialen Netzwerk in ein allumfassendes Tool fĂŒr soziale Interaktion, finanzielle Transaktionen und Shopping zu verwandeln und eine MultifunktionalitĂ€t anzustreben wie bei Apps wie WeChat, war ehrgeizig. Kritiker stellten infrage, ob dieses ambitionierte Projekt erfolgreich sein könnte.
Der Entwicklung von X unter Musk war alles andere als langweilig. Die Plattform war Drehscheibe fĂŒr Wandel und erhielt sowohl Lob als auch Kritik. Entlassungen, AbonnementgebĂŒhren, erhöhte ZeichenbeschrĂ€nkungen und eine komplette Umfirmierung vermittelten das Bild eines Unternehmens im kompromisslosen Streben nach VerĂ€nderung. Dann, ein Schritt, der fĂŒr ebenso viel Stirnrunzeln sorgte wie die Ăbernahme, trat Musk als CEO zurĂŒck und wurde im Mai 2023 Vorstandsvorsitzender und CTO, mit dem Ziel, sich auf die strategische Entwicklung und technologischen Innovationen von X zu konzentrieren.
Jetzt, zum zweiten Jahrestag der Ăbernahme von X durch Musk, wollen wir uns einmal ansehen, wie viel von seiner Vision fĂŒr die Plattform wahr geworden ist. Wie weit ist X zwischen all den VerĂ€nderungen und Diskussionen in seinem Bestreben gekommen, eine Super-App zu werden?
Optimierte Tweets: Eine Chronik des Wandels von XÂ
Bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, hier eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Ereignisse und Ănderungen bei X seit der Ăbernahme durch Musk. Diese Chronik hebt wesentliche öffentliche AnkĂŒndigungen und VerĂ€nderungen hervor.Â
Was ist eine Super-App?
Super-Apps sind ultimative Multitaskingtalente der digitalen Welt, die eine Vielzahl unterschiedlicher Dienste auf einer Plattform vereinen. Im Gegensatz zu Standard-Apps, die einem einzigen Zweck dienen, sind Super-Apps Gesamtlösungen, die Messaging, soziale Netzwerke bis hin zu Zahlungen, Shopping und mehr an einem Ort vereinen.
In Asien beheimatete Hightech-Giganten haben beim Super-App-Konzept die Nase vorn. Beispielsweise hat sich WeChat in China von einer simplen Messaging-App zu einem wichtigen Bestandteil des tĂ€glichen Lebens gewandelt, indem es seinen Nutzern ermöglicht, finanzielle Transaktionen vorzunehmen, Online einzukaufen und sogar Arzttermine zu vereinbaren. Und es ist nicht die einzige derartige App.Â
In SĂŒdostasien startete das aus Singapur stammende Grab als eine Fahrservice-App und bietet mittlerweile zudem Lebensmittellieferungen, Zahlungsabwicklungen und Finanzdienstleistungen, wodurch die App fĂŒr viele zu einem wesentlichen Hilfsmittel geworden ist. In Indonesien bietet die App Gojek einen Service fĂŒr Fahrdienste sowie einen Heimservice fĂŒr u. a. Massagen und ManikĂŒre. Die App Tata Neu in Indien bietet ein nahtloses Shoppingerlebnis, indem Sie mit nur wenigen Klicks von Lebensmitteln und Medikamenten bis hin zu Flugtickets alles kaufen können.Â
âFĂŒr diejenigen, die WeChat kennen: Ich bin der Meinung, dass WeChat tatsĂ€chlich ein gutes Konzept ist. In China geht eigentlich nichts ohne WeChat. Man kann alles damit machen.â â Elon Musk
Die Vision von Musk, X in eine Super-App zu verwandeln, basiert stark auf dem von WeChat vorgelegten Konzept. Er stellt sich X als Plattform vor, auf der die Nutzer soziale Kontakte pflegen können und Zugriff auf eine breite Palette von Diensten haben wie Shopping und das TÀtigen finanzieller Transaktionen, alles in einer App. Ziel ist es, das nahtlose und integrierte Erlebnis einer Super-App zu bietet und X damit zum zentralen Punkt im digitalen Leben der Nutzer zu machen.
Super-App-Status: Wo steht X jetzt?
Mit Stand vom April 2024 befindet sich X am Scheideweg seines ehrgeizigen Ziels, sich vom sozialen Netzwerk in eine Super-App zu verwandeln. Um einen besseren Einblick zu bekommen, wie weit X von seinem Ziel entfernt ist, haben wir es mit den oben genannten Super-Apps verglichen.
X im Vergleich zu anderen Giganten:Â
X | Grab | Gojek | Tata Neu | ||
UrsprĂŒnglicher Dienst | Soziales Netzwerk | Messaging | Fahrservice | Fahrservice und Lieferungen | Kauf von GĂŒtern und Diensten |
Ursprungsort | USA | China | Singapur | Indonesien | Indien |
Messaging | Textnachrichten sowie Sprach- und Videotelefonie. | Einzel- und Gruppenchats, Videotelefonie, Sprachnachrichten und selbstlöschende Nachrichten. | Textnachrichten, Sprachnachrichten und Videotelefonie. | Textnachrichten mit anderen Gojek-Nutzern | Nein |
Zahlungsportal | Peer-to-Peer-Zahlungen derzeit in Entwicklung. | WeChat Pay. | GrabPay. | GoPay. | Integration mit bestehenden Zahlungsanbietern. |
Werbung | Standard-Werbung (Werbeanzeigen, hervorgehobene Tweets, Videoanzeigen und Pre-Roll-Anzeigen). | Verschiedene Formen gezielter Werbung (Werbeanzeigen im Feed, Mini-Programm-Anzeigen, Banner-Anzeigen, Influencer-Marketing). | Gezielte Werbeanzeigen und Partner-Promotionen. | Banner-Anzeigen, In-App-Promotionen und Partner-Promotionen. | In-App-Promotionen und Promotionen anderer Tata-Marken. |
E-Commerce-Funktion | Keine | Umfangreiches Produkt-Browsing, Kauf und Sendungsverfolgung in der App. | Lieferservice fĂŒr Essen und Lebensmittel sowie Kourierdienste. | Lieferservice fĂŒr Essen und Lebensmittel sowie weitere. | Online-Shopping einschlieĂlich Mode, Technik, GerĂ€te und Lebensmittel. |
ZusĂ€tzliche Dienste | Keine auĂerhalb der sozialen Plattform | Fahrservice, Rechnungsbegleichung und Buchungen. | Versicherung, Investitionen, Fahrservice. | Kleinkredite, Reise und Freizeit, Fahrservice. | Finanzdienste, Reise- und Hotelbuchung, Unterhaltungs- und Lifestyle-Dienste. |
AbonnementgebĂŒhr | Premiumversion verfĂŒgbar. | Keine | Premiumversion verfĂŒgbar. | Keine | Keine |
Treueprogramm | Nein | Ja | Ja | Ja | Ja |
Standortgebundene Dienste | Standort beeinflusst die angezeigten Inhalte. | StandortabhÀngige Dienste und Empfehlungen. | StandortabhÀngige Dienste und Empfehlungen. | StandortabhÀngige Dienste und Empfehlungen. | StandortabhÀngige Dienste und Empfehlungen. |
Open-API-Plattform | Nicht verfĂŒgbar. | Offene Plattform fĂŒr Entwickler. | Umfangreicher API-Zugang fĂŒr Entwickler. | API-Plattform fĂŒr Unternehmen. | API-Platform fĂŒr Unternehmen. |
Derzeit kann X mehr als funktionsreiches soziales Netzwerk angesehen werden als eine Super-App. Die App unternimmt Schritte in neue Richtungen, indem als Betaversion Peer-to-Peer-Zahlungen und KI-Chatbots eingefĂŒhrt werden. Wenn man X jedoch mit Giganten wie WeChat oder Grab vergleicht, wird klar, dass X wichtige Elemente einer Super-App fehlen: ein integriertes Zahlungssystem, ein umfangreiches Serviceangebot und eine entwicklerfreundliche Open-API-Plattform.Â
Gar keine so groĂen HĂŒrden, oder? WĂ€ren da nicht noch die anderen HĂŒrden fĂŒr X.Â
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X hat Probleme damit, seine Nutzerbasis zu vergröĂern
Das Bestreben von X, Super-App-Status zu erreichen, stellt eine bedeutende Herausforderung dar, vor allem in einem wettbewerbsorientierten US-amerikanischen Markt, der mit Giganten wie Facebook, YouTube, Instagram und Snapchat gesĂ€ttigt ist. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass X derzeit an fĂŒnfter Stelle der beliebtesten sozialen Netzwerke steht. Ein zentrales Problem von X ist dessen Nutzerbasis â ein wichtiger Aspekt, der adressiert werden muss, wenn X seine ehrgeizigen Ziele erreichen will.
Nach der Ăbernahme durch Musk war X mit einem deutlichen RĂŒckgang der Nutzerzahlen konfrontiert und zahlreiche Nutzer wichen auf Alternativen wie Threads und Mastodon aus. Dieser Wandel zeigte eine potenzielle Schwachstelle von X auf und wies auf die Notwendigkeit hin, die Strategie zu ĂŒberarbeiten, um die Nutzer zu halten. Trotz dieser initialen Migration lieĂ der Reiz, einen Neuanfang auf einer neuen Plattform zu machen, nach und das Blatt schien sich fĂŒr X zu wenden.
Im MĂ€rz 2024 verkĂŒndete Musk das Wiederaufleben und behauptete, dass X monatlich 550 Mio. aktive Nutzer hat und tĂ€glich 1,7 Mio. weitere hinzukommen (das sind etwa 51 Mio. neue Nutzer pro Monat). Diese Schilderung lieĂ eine Erholung und ein rasantes Wachstum vermuten und prognostizierte ein jĂ€hrliches Wachstum, das die Nutzerbasis von X maĂgeblich steigern könnte.Â
Das ist jedoch nicht alles. In einer kĂŒrzlichen Reihe von Tweets hob X eine erhöhte Nutzerbindung hervor und behauptete:Â
- Durchschnittlich verbringen Nutzer von X tĂ€glich 30 Minuten auf der Plattform.Â
- X hat 2024 tĂ€glich durchschnittlich ĂŒber 8 Mio. aktive Nutzerminuten.
- Nutzer von X interagieren mehr denn je mit Marken, mit 63 % mehr GefĂ€llt-mir-Angaben, 20 % mehr wiederholten BeitrĂ€gen, 14 % mehr Ansichten und durchschnittlich 6 % mehr Impressionen.Â
- Durchschnittlich gibt es 2024 mehr als 8 Mio. Videoansichten pro Tag.
Diese rosige Schilderung ist nicht die ganze Wahrheit. UnabhĂ€ngigen Untersuchungen zufolge berichtet NBC News, dass die Anzahl der aktiven Nutzer von X in den USA seit November 2022 rapide zurĂŒckgegangen ist. Die Anzahl der tĂ€glich aktiven Nutzer in den USA ist im vergangenen Jahr um 18 % zurĂŒckgegangen â ein stĂ€rkerer RĂŒckgang als bei allen Konkurrenten. Selbst wenn die Nutzerbindung und die Anzahl der neuen Nutzer zunimmt, ist die gesamte Nutzerbasis rĂŒcklĂ€ufig. Dies bedeutet, dass bestehende Nutzer nicht dabei bleiben â besonders in den USA.Â
Die Bedenken zum Datenschutz bei X
Es sollte auĂerdem erwĂ€hnt werden, dass die genannten Super-Apps in LĂ€ndern mit weniger Datenschutz existieren, was ihnen eventuell ermöglicht, ihre Dienstleistungen schneller zu entwickeln. Vergleichsweise wĂŒrden Nutzer in den USA (und Europa) ein höheres MaĂ an Datenschutz verlangen.
Bei X gab es bereits reichlich Kontroversen zum Thema Datenschutz. Vergangenen Monat war die EinfĂŒhrung kostenloser Audio- und Videotelefonie der Mittelpunkt neuer Aufregungen. Bei dieser Erweiterung, auch wenn grundsĂ€tzlich attraktiv, war die Implementierung das Problem: Die Funktionen waren fĂŒr die Nutzer automatisch aktiviert, was zu einer ungewollten Datenfreigabe ohne entsprechende Einwilligung fĂŒhrte. Dieses Versehen hebt ein ernsthaftes Datenschutzproblem hervor, vor allem da die Funktion derzeit auf die MobilgerĂ€tenutzung beschrĂ€nkt ist und Anrufe auf dem Desktop via Browser noch nicht unterstĂŒtzt werden.
Die AbhĂ€ngigkeit von X von einem Peer-to-Peer-Netzwerk fĂŒr derartige Telefonate macht die Datenschutzangelegenheiten noch komplizierter. Diese Netzwerkkonfiguration ist zwar effizient, jedoch werden unvermeidlich die IP-Adressen der Nutzer preisgegeben und das Netzwerk somit zu einem erheblichen Sicherheitsrisiko. Nutzer, die sich um ihre PrivatsphĂ€re sorgen, mĂŒssten ein VPN auf ihren iOS- oder Android-GerĂ€ten nutzen oder ein VPN fĂŒr Windows-PC einrichten, um ihre tatsĂ€chliche IP-Adresse zu verbergen. Dieser Behelf, wenn auch realisierbar, stellt eine zusĂ€tzliche Belastung fĂŒr die Nutzer dar, um deren PrivatsphĂ€re zu schĂŒtzen und untergrĂ€bt möglicherweise das Vertrauen in X.
Mit dem Ausbau der App auf mehr Dienstleistungen kann jeglicher Fehltritt beim Thema Nutzerbenachrichtigungen und Datenschutz die Nutzerbasis verstimmen. Das ist besonders fĂŒr eine Plattform relevant, die sich den Super-App-Status zum Ziel gesetzt hat, was fĂŒr die Funktionsweise grundsĂ€tzlich den Zugriff auf ein breites Spektrum an Nutzerdaten voraussetzt.
Um das Vertrauen der Nutzer wiederzuerlangen und zu wahren, muss X die Transparenz und die Einwilligung der Nutzer priorisieren, vor allem dann, wenn neue Funktionen oder Ănderungen eingefĂŒhrt werden, die den Datenschutz betreffen. Die gestiegene Wachsamkeit der Nutzer und das Verlangen nach PrivatsphĂ€re könnte dazu fĂŒhren, dass die App abgestoĂen und durch eine sicherere Alternative ersetzt wird, was eine groĂe HĂŒrde fĂŒr die Zielsetzung von X darstellt.
Umsatzeinbussen wettmachen
Werbetreibende sind das HerzstĂŒck der meisten sozialen Netzwerke. Nach der Ăbernahme durch Musk war X mit technischen Schwierigkeiten konfrontiert und die Plattform fĂŒllte sich mit hasserfĂŒllten und beleidigenden Inhalten. AuĂerdem wurden gefĂ€lschte Konten zu einem Problem. Beispielsweise postete einen Monat nach der Ăbernahme durch Musk ein Konto, das vorgab, das Pharmaunternehmen Eli Lilly zu sein, einen Tweet, in dem es ankĂŒndigte, seinen Kunden kostenlose Insulinspritzen bereitzustellen. Dies verursachte fĂŒr die Marke eine Menge Chaos. Im Anschluss an die Auseinandersetzung unterband der Pharma-Gigant alle Werbekampagnen auf X, was der Plattform UmsatzeinbuĂen in Millionenhöhe einbrachte.Â
Auch wenn X versuchte, Probleme zu lösen, sobald diese entstanden, war dies fĂŒr erfolgreiche Werbetreibende wie Apple und Disney zu viel und sie zogen Ihre Werbekampagnen ebenfalls zurĂŒck. Es dauerte nicht lange, und Unternehmen wie IBM, Comcast (NBC Universal) â die fĂŒnft- und achtgröĂten Werbetreibenden von X â Coca-Cola, Sony und Paramount folgten. Media Matters, eine MedienwĂ€chterorganisation, offenbarte, dass 50 der 100 wichtigsten Werbetreibenden von X, die fĂŒr UmsĂ€tze in Höhe von etwa 750 Mio. USD verantwortlich waren, im Jahr 2022 ihr Werbebudget entweder kĂŒrzten oder sich komplett zurĂŒckzogen. In diesem Jahr ging, laut eines Berichts von Reuters, der monatliche Umsatz von X durch Werbeeinnahmen um mindestens 55 % zurĂŒck.
Im Mai 2023 trat Musk als CEO von X zurĂŒck, ein Schritt, der von vielen als Antwort auf die Werbeprobleme angesehen wurde. Kurz darauf ĂŒbernahm Linda Yaccarino, eine ehemalige Vorsitzende fĂŒr globale Werbekampagnen und Partnerschaft bei NBCUniversal, den Posten.
X stellte anschlieĂend im Oktober 2023 vier Abonnementmodelle vor, um die ErtrĂ€ge zu diversifizieren â von einem kostenlosen Abonnement bis hin zu Premium+ ab 16 USD/Monat. Diese Abonnements boten den Nutzern die Möglichkeit, fĂŒr ein werbefreies Nutzererlebnis mehr zu bezahlen. Dieser Schritt hatte zum Ziel, ErtrĂ€ge ĂŒber die Werbeeinnahmen hinaus zu erzielen.
Der Plan scheiterte jedoch, da dies die Nutzer nur noch mehr verstimmte. Viele wollten nicht fĂŒr Funktionen bezahlen, die, wie sie fanden, kostenlos sein sollten â und die Bezahlschranke verhinderte das Wachstum der Nutzerbasis auf ein Niveau, das einer Super-App wĂŒrdig wĂ€re.
Derzeit ist X immer noch darum bemĂŒht, die Werbetreibenden zurĂŒckzugewinnen. Das Unternehmen hat im Februar 2024 angekĂŒndigt, eine Funktion einzufĂŒhren, ĂŒber die Werbetreibende Ihre Anzeigen neben bestimmten Content Creators einblenden können und ihnen somit mehr Kontrolle zu verschaffen. Ob dies helfen wird, das Vertrauen der Werbetreibenden wiederzugewinnen, wird sich zeigen.Â
Seither ist Netflix â das seit 2023 keine Werbung mehr auf X schaltete â wieder auf die Plattform zurĂŒckgekehrt. X muss jedoch weiterhin gröĂere Werbetreibende anlocken, um einen Gewinn zu erwirtschaften und sich genauer ansehen, wie es Nutzer fĂŒr bestimmte Funktionen zur Kasse bittet. Â
Könnte eine Super-App in den USA funktionieren?
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Super-Apps sehr praktisch sind. Man kann ĂŒber eine einzige Plattform Fahrdienste organisieren, Lebensmittel bestellen und Rechnungen begleichen. Ein Konzept, das in Asien sehr gut funktioniert â einer technologieorientierten Region. Wenn X seine gröĂten Herausforderungen lösen könnte, wĂ€re der US-amerikanische Markt ĂŒberhaupt offen fĂŒr X als Super-App?
1. Mangel an bestimmten BedĂŒrfnissenÂ
Super-Apps wie WeChat, Grab, Gojek und Tata Neu haben ihren dominanten Status nicht ĂŒber Nacht erreicht. Sie haben damit begonnen, spezifische und dringende KundenbedĂŒrfnisse innerhalb ihrer Region zu lösen.Â
WeChat, beispielsweise, nutzte den bereits beliebten Messagingmarkt in China, um auf einer vertrauten Plattform zusĂ€tzliche Funktionen wie mobile ZahlungsvorgĂ€nge anzubieten. Gojek erkannte die Notwendigkeit fĂŒr Motorradtaxis in Indonesien und entwickelte eine Nutzerbasis, indem es eine praktische und zuverlĂ€ssige Möglichkeit bot, einen Fahrservice zu buchen. Ăhnlich lief es bei Grab. Die App entstand in SĂŒdostasien dadurch, dass sie sich der UnzulĂ€nglichkeiten der Fahrdienste annahm.
Dieser initiale Erfolg als zuverlĂ€ssige App, die von den Kunden regelmĂ€Ăig genutzt wurde, fĂŒhrte zu groĂem Vertrauen und Nutzerbindung. Die Nutzer waren mit der Plattform bereits vertraut, was sie empfĂ€nglicher fĂŒr neue Funktionen macht, als diese Apps damit begannen, zusĂ€tzliche Funktionen zu integrieren. Dienste wie Essens- und Lebensmittellieferungen, Begleichen von Rechnungen oder das Buchen von Reisen wurden zu natĂŒrlichen Erweiterungen in einem vertrauten Umfeld. Die Nutzer profitieren von dem Komfort, alles ĂŒber eine App erledigen zu können, was die dominante Stellung der App im tĂ€glichen Leben der Nutzer nur noch weiter unterstreicht.
X erfĂŒllt in den USA jedoch nicht dieselben BedĂŒrfnisse. Viele etablierte Plattformen bedienen bereits bestimmte BedĂŒrfnisse. Man verwendet WhatsApp, um mit Freunden und Familienangehörigen zu kommunizieren, Apps wie DoorDash, um Essen zu bestellen, Booking.com, um Reisen zu buchen und Uber fĂŒr den Fahrservice. X bedient nicht unbedingt ein bestimmtes NutzerbedĂŒrfnis, was das Bestreben, Super-App zu werden, eher fragwĂŒrdig macht.Â
2. Langsame EinfĂŒhrung von E-Wallets
Die Dominanz asiatischer Super-Apps ist weitgehend darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass in der Region MobilgerĂ€te die Nase vorn haben. Die USA und andere westliche Nationen haben mobile Wallet-Zahlungen noch nicht so problemlos eingefĂŒhrt. Stattdessen werden traditionelle Online-Zahlungsmethoden wie Kredit- oder Debitkarten den E-Wallets bevorzugt. Dies stellt eine weitere HĂŒrde fĂŒr die Weiterentwicklung von X dar.Â
Kendra Schaefer, eine Analystin bei Trivium China, erklĂ€rte, dass Tencent Holdings, die EigentĂŒmer von WeChat, in der Anfangszeit mit einem ganz anderen Problem konfrontiert war. Zu der Zeit hatten Millionen von Menschen in China kein Bankkonto und Bankkarten waren nicht hĂ€ufig. Jedoch waren Mobiltelefone weit verbreitet und wurden somit schnell zur Geldbörse der Menschen. Auf der anderen Seite ist die Situation in den USA eine andere, da Kreditkarten eigentlich ĂŒberall akzeptiert werden und sich Analysten wie Schaefer fragen, warum jemand X fĂŒr Transaktionen verwenden sollte, anstatt der bereits vorhandenen Möglichkeiten.
Eine von Deloitte, einem Beratungsunternehmen, durchgefĂŒhrte Umfrage zeigt auf, dass Bedenken zur Datensicherheit und unzureichend Kenntnisse der Vorteile der Technologie die Haupthindernisse fĂŒr US-Amerikaner sind, um mobile Zahlungsmethoden zu nutzen. Auch wenn mehr US-Amerikaner E-Wallets nutzen, mĂŒsste X gegen etablierte Giganten im Zahlungsmarkt antreten wie PayPal, Apple Pay und Google Pay, die die derzeitigen MarktfĂŒhrer sind.Â
3. Behördliche Hindernisse
In den USA stellen behördliche Hindernisse eine bedeutende Herausforderung dar fĂŒr das Bestreben von X, Super-App zu werden. Die USA haben im Vergleich zu einigen asiatischen LĂ€ndern striktere Vorschriften, was den Datenschutz und das Wettbewerbsrecht anbelangt. Beispielsweise wĂŒrde X wegen der ungeheuren Mengen an Nutzerdaten, die eine Super-App normalerweise speichert, einer genaueren ĂberprĂŒfung unterzogen werden.
Wie am Beispiel der kĂŒrzlichen Zerschlagung von Diem, dem KryptoswĂ€hrungsprojekt von Meta, zu sehen, stehen Regulierungsbehörden einer Einzelplattform, die unter einem Dach soziale Interaktionen kontrolliert und finanzielle Transaktionen ermöglicht, möglicherweise misstrauisch gegenĂŒber. US-Behörden fĂŒr Kartellrecht wie die Federal Trade Commission (FTC) sind zunehmend wachsam gegenĂŒber der zunehmenden Konkurrenz der Hightech-Giganten. Das Bestreben von X, Super-App zu werden und Finanzdienstleistungen, soziales Netzwerk und möglicherweise E-Commerce aus einer Hand anzubieten, könnte bei der FTC fĂŒr Stirnrunzeln sorgen. Regulierungsbehörden könnten untersuchen, ob X seine bestehende Nutzerbasis und Dominanz in den sozialen Netzwerken dazu verwendet, die Konkurrenz in diesen Bereichen auf unfaire Weise zu benachteiligen.
Diese Bedenken zum Datenschutz und mögliche wettbewerbswidrige Methoden könnten X in erheblichem MaĂe daran hindern, Funktionen zu integrieren, die fĂŒr eine erfolgreiche Super-App auf dem US-amerikanischen Markt nötig wĂ€ren.Â
Schlussfolgerung: Wie weit ist X davon entfernt, Super-App zu werden?
Sehr weit. Auf dem US-amerikanischen Markt tummeln sich bereits einige Giganten wie WhatsApp, PayPal, Apple Pay, Uber oder DoorDash und gesetzliche Herausforderungen zum Thema Datenschutz und Wettbewerb sind bedeutende Hindernisse. Jedoch könnte, sollte X dem Beispiel asiatischer Super-Apps wie WeChat folgen, das Potenzial von X trotz dieser Hindernisse unterschĂ€tzt werden. Unter Musk entwickelt sich X auf unvorhersagbare Weise weiter und wird möglicherweise nicht nur bestehende Super-Apps kopieren, sondern könnte eine neue MarktlĂŒcke besetzen, die fĂŒr westliche Nutzer attraktiv ist.
Musk, der bereits in der Vergangenheit fĂŒr Aufregung in der Branche gesorgt hat, weist darauf hin, dass das Bestreben von X zu innovativen Lösungen fĂŒhren könnte, die die Art und Weise einer Super-App im Westen neu definieren. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass X in absehbarer Zeit den Erfolg von WeChat oder Grab aufgrund abweichender Marktdynamik und Regulierungen in den USA widerspiegeln wird, geht es um mehr als nur die Nachahmung dieser Modelle. Die Frage ist, ob X es schaffen kann, etwas komplett Neues vorzustellen und unser VerstĂ€ndnis einer Super-App neu zu definieren.
Unsere Meinung? Ja, das kann es.Â
Glauben Sie, dass X sein Ziel erreichen kann, eine Super-App zu werden? Teilen Sie uns Ihre Meinung dazu in den Kommentaren mit.Â
FAQ zu X als Super-AppÂ
Was ist eine Super-App?Â
Eine Super-App ist eine MobilgerĂ€te- oder Web-App, die zahlreiche Dienste und Funktionen ĂŒber eine einzelne Plattform anbietet. Zu diesen Diensten können Messaging, Zahlungen, E-Commerce und mehr gehören, was den Nutzern ermöglicht, verschiedene Aufgaben erledigen zu können, ohne zwischen unterschiedlichen Apps hin und her wechseln zu mĂŒssen. Super-Apps zielen darauf ab, ein umfassendes Umfeld bereitzustellen und tĂ€gliche digitale Aufgaben bequem ĂŒber eine App-BenutzerflĂ€che zugreifbar zu machen. Diese Apps sind besonders in Asien beliebt, wo Apps wie WeChat und Grab wesentlicher Bestandteil des tĂ€glichen Lebens geworden sind, indem sie eine breite Palette an Diensten ĂŒber eine Plattform anbieten.
Was sind die Nachteile einer Super-App?Â
Super-Apps haben zahlreiche Nachteile, darunter Datenschutzbedenken, die AbhÀngigkeit von einer einzelnen Plattform sowie eine beschrÀnkte Kontrolle durch die Nutzer. Die Dominanz von Super-Apps kann den Wettbewerb in bestimmten Bereichen unterbinden. Kleinere Unternehmen, die Marktnischen bedienen, sind möglicherweise auf Hilfe angewiesen, um sich gegen die umfassenden Funktionen von Super-Apps behaupten zu können.
Die riesigen Datenmengen, die Super-Apps aufgrund der Integrationen speichern, können Grund zur Besorgnis sein. Nutzer mĂŒssen möglicherweise besser darĂŒber informiert sein, wie deren Daten genutzt, geteilt und gesichert werden. App-Entwickler mĂŒssen zudem transparenter angeben, welche Art von Daten gespeichert werden. Super-Apps beschrĂ€nken möglicherweise die Kontrollmöglichkeiten der Nutzer zugunsten von Einstellungen fĂŒr Personalisierung und Datenfreigabe. Den Nutzern stehen möglicherweise nur eingeschrĂ€nkte Möglichkeiten zur VerfĂŒgung oder sie werden gezwungen, Servicepakete zu akzeptieren, die sie nicht unbedingt benötigen.
Was sind die beliebtesten Super-Apps?
Zu den beliebtesten Super-Apps weltweit zĂ€hlen WeChat, Grab, Gojek, Tata Neu und Rappi.Â
Hier eine Zusammenfassung dessen, was diese beliebten Apps in deren jeweiligen Region leisten:Â
WeChat: WeChat startete als Messaging-Plattform, hat sich jedoch weiterentwickelt und umfasst heute zahlreiche Funktionen. Die Nutzer können chatten, Fotos und Videos teilen, mobile Zahlungen vornehmen, Fahrdienste buchen, Essen bestellen, Reisen buchen, Spiele spielen und sogar auf Regierungsdienste zugreifen â alles ĂŒber WeChat.
Grab: Grab hat seinen Anfang in der Revolution von Fahrdiensten in SĂŒdostasien. Die App hat ihren Service seither ausgeweitet und umfasst jetzt auch Essens-/Lebensmittellieferungen, mobile Zahlungen, digitale Wallets und sogar On-Demand-Dienste fĂŒr Dinge wie Lebensmittel und Kurierdienste.
Gojek: Ăhnlich wie Grab ist Gojek in Indonesien zu Ruhm gekommen durch seine Fahrdienstleistungen. Jetzt bietet die App Essens-/Lebensmittellieferungen, digitale Zahlungen, On-Demand-Dienste und Funktionen im Finanz- und Unterhaltungssektor.
Tata Neu: Die relative neue App Tata Neu ist eine indische Super-App, die sich dem Wettbewerb mit etablierten GröĂen stellen will. Sie bietet Funktionen wie Online-Shopping, Lebensmittellieferungen, Begleichen von Rechnungen, Reisebuchungen und die Integration eines Treueprogramms fĂŒr zahlreiche Unternehmen der Tata Group.
Rappi: Eine App, die besonders in SĂŒdamerika von Bedeutung ist. Rappi hat seinen Anfang in der Essens- und Lebensmittellieferung. Es hat seine Dienste seither ausgebaut und bietet zahlreiche Lieferoptionen, einschlieĂlich Apothekendienste und BotengĂ€nge. Rappi bietet zudem mobiles Bezahlen und Finanzdienstleistungen wie Kleinkredite und digitale Wallets.
Was ist der Unterschied zwischen einer Super-Wallet und einer Super-App?
Super-Apps und Super-Wallets dienen verschiedenen Zwecken, auch wenn beide zum Ziel haben, die Nutzererfahrung durch MobilgerĂ€tetechnologie zu verbessern.Â
Eine Super-App umfasst eine breite Palette von Diensten und ermöglicht den Nutzern, Dinge zu erledigen wie Essen bestellen, Fahrdienste buchen, Rechnungen begleichen und Online-Shopping. Die Kernkompetenz von Super-Apps liegt darin, wie diese Dienste zusammenarbeiten. Die Funktionen greifen ineinander und ergĂ€nzen sich, wodurch ein reibungsloses Nutzerlebnis kreiert wird. Die meisten Super-Apps sind auf bestimmte Regionen ausgerichtet und verstehen die BedĂŒrfnisse und Vorlieben der Nutzer in diesen MĂ€rkten.Â
Dagegen liegt der Schwerpunkt von Super-Wallets wie Apple Pay, Google Pay und PayPal hauptsĂ€chlich auf Zahlungsmethoden. Diese Apps speichern Ihre Kreditkarten, Debitkarten und andere Zahlungsdaten sicher und ermöglichen Ihnen, Transaktionen ganz bequem ĂŒber Ihr Mobiltelefon zu tĂ€tigen. Super-Wallets haben möglicherweise Partnerschaften mit EinzelhĂ€ndlern, Apps fĂŒr Essens-/Lebensmittellieferungen oder Fahrdienstleistern, um Zahlungen auf deren Plattform zu erleichtern.
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